In Bad Vilbel gastierte zum wiederholten Male ein Zirkus mit Wildtieren, was den Protest von Tierschützern hervorrief. Denn „die Haltung und der Einsatz von Wildtieren in Zirkussen ist alles andere als artgerecht. Die ständigen Transporte in beengten Verhältnissen belasten die Tiere“, erklärt Clemens Breest, Vorsitzender der örtlichen Grünen. „Darüber können alle gegenteiligen Beteuerungen des Tierpflegers, der Stadt oder des Kreisveterinärs nicht hinwegtäuschen. Für Bad Vilbel ist es an der Zeit dem Beispiel anderer Städte zu folgen und Zirkusse mit Wildtieren in der Stadt nicht mehr zuzulassen.“
Gegen den Einsatz von Wildtieren protestieren Tierschützer*innen zunehmend erfolgreich. Immer mehr Länder und auch deutsche Städte wie z.B. Hanau, Karben, Büdingen und Nidda erlauben inzwischen keine Zirkusse mit Wildtieren mehr. Durch diese Verbote weichen die umstrittenen
Zirkusse zunehmend nach Deutschland und dort in Städte ohne entsprechende Verbote aus. So gerät Bad Vilbel immer wieder in die Schlagzeilen als Ort, in dem Zirkusse mit Wildtieren willkommen geheißen werden. 2015 war es beispielsweise der Raubtier-Zirkus „Althoff“ und zuletzt war es der Zirkus Belly-Wien, der in seiner Heimat – den Niederlanden – nicht mehr gastieren darf.
Die Stadt Bad Vilbel hat bei einem früheren Wildtier-Zirkus noch darauf verwiesen, dass der Zirkus nicht auf städtischen Grund gastiere und sich somit aus der Verantwortung gestohlen. Der umstrittene Zirkus Belly-Wien gastiert jedoch mit Zustimmung der Stadt auf dem Festplatz. Wäre eine ernsthafte Vorab-Recherche erfolgt, wie die Stadt behauptet, so wäre die dunkle Vorgeschichte des Zirkus Belly-Wien aufgefallen. So hat z.B. die Tierschutzorganisation PETA bereits einen Prozess wegen Tierquälerei gegen den Zirkus gewonnen.
Die Behauptung des Zirkus Belly-Wien, es gehe den Elefanten gut, wie in der Frankfurter Neuen Presse am 22. März zu lesen war, ist einfach zu widerlegen. „Dass es den Elefanten gut gehe, mag einem so erscheinen. Und die Zirkusleute wollen sicherlich für ihre Tiere nur das Beste. Doch die Gegebenheiten eines Zirkusbetriebes entsprechen nicht den Anforderungen für die natürlichen Verhaltensweisen von Elefanten“, erklärt Jana Peters, Vorstandsmitglied der Vilbeler Grünen. Die in freier Wildbahn als stark gefährdet eingestuften indischen Elefanten wandern üblicherweise durch 100 – 320 Quadratkilometer große Gebiete. Sie baden in Seen, marschieren durch Steppen und Wälder, leben in Familienverbänden von 50 bis 200 Tieren und suhlen sich gerne im Schlamm. Das kann Ihnen der Wanderbetrieb des Zirkus nicht bieten. Verhaltensauffälligkeiten sind häufig die Folge, auch kommt es immer wieder vor, dass Tiere aus Ihren Käfigen ausbrechen und im schlimmsten Fall auch Menschen verletzen, wie zuletzt die entlaufene Elefantendame „Baby“ 2015. Ständige stunden- und tagelange Fahrten auf LKWs in dunklen Boxen, auf engstem Raum, werden den Bedürfnissen der Tiere nicht gerecht. Jana Peters schlussfolgert: „Das dürfen wir den Tieren nicht für eine kurze Freude, die Illusion einer heiteren Show, zumuten. Heutzutage ist das digitale Bild so scharf und die Naturaufnahmen so gut, dass solche Shows nicht mehr zeitgemäß sind und das Tierleid deswegen überflüssig ist.“ Und Thomas Stoss, Ansprechperson für Tierschutzthemen bei den Grünen in Bad Vilbel, kann seinen Ärger kaum verbergen: „Wildtiere in Zirkussen sind einfach nicht mehr zeitgemäß! Die Menschen sind mittlerweile in der Lage, neben den Zoos – wo die Haltung von großen Wildtieren auch in den meisten Fällen fragwürdig ist – direkt zu den natürlichen Lebensräumen in die ökologischen Reservate zu gelangen. Somit muss kein Tier mehr in unwürdigen Gefängniswagen vor unsere Haustüren gekarrt werden.“
Doch laut dem Zirkusdirektor des Zirkus Knie hat sich das Thema zumindest bei den Elefanten wohl bald sowieso von alleine erledigt. Denn die ca. 50 Elefanten, die es in Deutschland noch in Zirkussen gibt, sind alle in fortgeschrittenem Alter und durch ein Importverbot von Elefanten ist Nachschub nicht möglich. Für andere Tiere bleibt nur zu hoffen, dass Zirkusse Ihre Wildtiere an die reichlich vorhandenen Auffangstationen oder einen unserer 600 Zoos freiwillig abgeben.