Vilbeler Wasser einzigartig aber bedroht

Grund- und Mineralwässer benötigen besonderen Schutz und Schonung

Kathrin Anders (rechts) begrüßt die Referenten (v.l.n.r.): Dr. Mittelbach (Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie), Herr Hög (OVAG Wasser), Herr Schweitzer (Hassia-Gruppe)

Bad Vilbel ist in Sachen Wasser deutschlandweit ein einzigartiger Standort. Aufgrund besonderer geologischer Gegebenheiten gibt es in der Stadt neben unterschiedlichen Mineralwässern auch Trinkwasser in Spitzenqualität. Diese und weitere spannende Informationen zum Vilbeler Wasser erfuhren die Besucher*innen auf der Veranstaltung der Grünen in der vergangenen Woche. „Unsere Wässer befinden sich aber in einem fragilen Ökosystem. Menschliche Einflüsse drohen, diese wertvollen Ressourcen nachhaltig zu stören. Dementsprechend braucht es weitere Anstrengungen zum Schutze unserer Wasservorkommen“, resümiert Clemens Breest, Vorsitzender der Grünen in Bad Vilbel.

In der anschließenden Diskussion stellte sich noch die Frage, ob eher Vilbeler Trink- oder Mineralwasser getrunken werden sollte. Hier warben Herr Hög von der OVAG wie Herr Schweitzer von der Hassia-Gruppe für die Vorzüge ihrer Wasser. Thomas Tilse, Vorstandsmitglied und Moderator der Veranstaltung, stellte am Ende fest: Sowohl Vilbeler Trink- als auch Mineralwasser kann bedenkenlos getrunken werden. Vilbeler Bürger*innen sollten nicht Mineralwässer aus anderen Regionen trinken. Auch muss bedacht werden, wer die Mineralwässer von Hassia trinkt, genießt nicht nur ein besonderes lokales Naturprodukt, sondern unterstützt zusätzlich die Nachhaltigkeitsbemühungen von Hassia.

Die grüne Bundestagsdirektkandidatin und Fraktionsvorsitzende Kathrin Anders erklärte, dass einige Nachrichten über Wasserknappheit und Pharmarückstände bei Brunnenwasser die Grünen haben aufhorchen lassen. Als dann auch noch im Vilbeler Haushalt der millionenschwere Ausbau der Kläranlage geplant wurde, entschlossen sich die Grünen genauer nachzufragen und luden versierte Wasser-Fachleute ein. Zunächst hieß die Frage: Woher kommt unser Wasser und wie ist es um dieses Wasser bestellt?

Dr. Mittelbach referiert, rechts von ihm sitzend: Herr Hög (OVAG) und Herr Schweitzer (Hassia-Gruppe)

Dr. Georg Mittelbach, Hydrogeologe vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie referierte über die besonderen geologischen Gegebenheiten insbesondere in der Wetterau und Bad Vilbel. Enorme Gesteinsverwerfungen unter Bad Vilbel lassen auf engstem Raum verschiedene wertvolle Mineralwässer zur Oberfläche treiben. Dies erlaubt der Hassia-Gruppe innerhalb Bad Vilbels mehrere Brunnen zu betreiben, aus denen verschiedene Mineralwässer gefördert und abgefüllt werden.

Peter Hög von der OVAG Wasser erklärte, dass der größte Teil des Bad Vilbeler Trinkwassers aus dem Gebiet des Vogelbergkreises aus Tiefbrunnen gewonnen werde. Dieses Wasser ist über Jahre durch den vulkanischen Basalt des Vogelbergs gesickert. Deshalb weist es keine von Menschen verursachten Verunreinigungen auf und ist ein Spitzenprodukt, welches er zum unbedenklichen Trinken empfehlen kann. Allerdings sind diese Wasservorkommen v.a. durch zwei Effekte bedroht. Zum einen beobachtet man seit Jahren einen stetigen Anstieg der Nitratwerte in immer tieferen Schichten. Um den Nitrateintrag möglichst gering zu halten, gibt es eine gezielte Beratung der Landwirte in der Wetterau, damit diese so wenig wie möglich Dünger auf ihre Felder aufbringen. Die dadurch verursachten Einbußen kompensiert die OVAG. Damit das empfindliche Wasserökosystem nicht nachhaltig erschöpft wird, gibt es eine streng regulierte Überwachung und festgelegte Entnahmemengen. Es ist deshalb unausweichlich, dass der Bevölkerungszuwachs und ausbleibende Niederschläge, wie gerade im vergangenen Winter, alle Verbraucher*innen zu einem sparsamen Wasserverbrauch veranlassen muss. Diese Ressource steht uns nur in begrenztem Maße zur Verfügung, wenngleich Herr Hög für die Wetterau keine Versorgungsengpässe sieht, weil Frankfurt nachrangig bedient wird. Unter Umständen erhält Frankfurt weniger Trinkwasser von der OVAG.

Ullrich Schweitzer, Geschäftsführer Marketing bei der Hassia-Gruppe, schilderte anschließend unter welchen strengen Auflagen Mineralwasser gefördert und vertrieben wird. Als Naturprodukt muss es am Quellort direkt abgefüllt und darf im Gegensatz zum Trinkwasser nicht aufbereitet oder gefiltert werden. Sobald Verunreinigungen an einer Quelle registriert werden, muss die Quelle aufgegeben werden. Umso unverständlicher ist es, dass ein ausreichender Quellenschutz durch Ausweisung entsprechender Schutzgebiete nicht vorgenommen wird. Denn auch Mineralquellen können durch menschliche Einflüsse verdorben werden. Dieser Umstand erklärt aber, warum die Hassia-Gruppe sich dazu verpflichtet sieht in Sachen Nachhaltigkeit Vorreiter zu sein. So war es Hassia, die die Nidder-Renaturierung initiiert hat und bis heute vorantreibt. Und gemäß den Nachhaltigkeits-Gesetzen, die neben der Ökonomie, das Soziale und die Ökologie mit berücksichtigen, konnte Herr Schweitzer stolz berichten, die Hausmarken von Hassia als Bio-Mineralwässer anzubieten.

Die Grünen veranstalten im Juni eine weitere Veranstaltung aus der Reihe „Unser Wasser“. In der Folgeveranstaltung wird der Umgang mit dem Abwasser im Mittelpunkt stehen.